Physische Distanz – soziale Nähe:  
Covid-19 Prävention und Nothilfeprojekte

Alle von HAUKARI e.V. unterstützten Projekte werden von lokalen zivilgesellschaftlichen und staatlichen/kommunalen Partner*innen umgesetzt und von lokalen HAUKARI-Mitarbeiter*innen betreut. Unsere Partnerorganisationen sind untereinander vernetzt, unterstützten sich gegenseitig und sind in akuten Krisensituationen in der Lage, gemeinsam schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

HAUKARI‘s Arbeitsansatz auf lokale Bedürfnisse einzugehen, führt immer wieder dazu, dass in akuten Krisen und Notsituationen Nothilfeprojekte durchgeführt werden. 2014 flohen in der Folge der Kämpfe gegen den sogenannten „IS“ tausende Menschen im Irak, welche zu großen Teilen in die kurdische Regionen kamen. Hier unterstützten Haukari und lokale Partner*innen Geflüchtetencamps und Gastgemeinden bei der Versorgung und Integration der Binnengeflüchteten. Angesichts der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 stellte sich Haukari gemeinsam mit lokalen Partner*innen für die Bekämpfung der Pandemie auf. So wurden Verwaltungsstrukturen, Krankenhäuser und Polizeikräfte mit Hygieneartikeln ausgestattet. Zudem wurden zahlreiche öffentliche Aktionstage durchgeführt, bei denen Aufklärungsarbeit geleistet und Hygieneartikel verteilt wurden. 

Nothilfe in Geflüchtetencamps

2014 flohen Hunderttausende arabische, kurdische, turkmenische, christlich-assyrische und yezidische Familien vor dem sogenannten „IS“, welcher die Region mit brutaler Gewalt, Hinrichtungen und Morddrohungen gegen Andersgläubige überzog. Die meisten Flüchtlinge versuchten sich in den kurdischen Provinzen Dohuk und Erbil in Sicherheit zu bringen. Aber auch in das Germian-Gebiet strömten zehntausende Flüchtlinge. Die Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft waren trotz ihrer großen Hilfsbereitschaft überfordert mit der Versorgung und Integration der Menschen. 

Aktivitäten von HAUKARI e.V.

Von 2014 bis 2017 leistete Haukari e.V. gemeinsam mit seinen lokalen Partner*innen Nothilfe für Geflüchtete in vier IDP Camps in den Regionen Diyala und Garmian, sowie in der Gastgemeinde Kifri. Eine Hauptkomponente der Arbeit war Sanitär-, Hygiene- und Nahrungspakete an Mütter mit Kleinkindern zu verteilen. Darüber hinaus betreuten Sozialarbeiterinnen vom Frauenzentrum KHANZAD die Familien in den Camps und boten Kurse und Beratung für Frauen in Gewaltsituationen an. Immer wieder wurde dabei auf spontane Bedarfe reagiert, von der Beschaffung von Medizin bis hin zur Lösung von infrastrukturellen Problemen in den Camps.

Im Kontext der Zusammenarbeit mit den Gastgemeinden in der Germian Region entstand auch die erste Kooperation mit einer Jugendkulturinitiative in der Stadt Kifri, aus welcher sich später das Projekt Jugendkulturzentren  entwickelte.

Unterstützer*innen und Förder*innen der Nothilfe in den IDP Camps waren die Volkshilfe Österreich, Nachbarn in Not und medico international.

Physische Distanz - soziale Nähe: Covid-19 Prävention

Seit März 2020 ist auch in der Kurdischen Region Irak und im Irak die Situation weitgehend vom Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus bestimmt. Sowohl in der Kurdischen Region Irak als auch im Irak haben die Regierungen es versäumt, die COVID-19 Beschränkungen durch Hilfsmaßnahmen für prekär Beschäftigte, kleinere Betriebe, Gaststätten, Geschäfte etc. zu begleiten. Große Bevölkerungsgruppen stürzen zurzeit in akute ökonomische Krisen, verschärft durch den Fall des Ölpreises und der damit verbundenen fundamentalen Finanzkrise des Landes. In der Kurdischen Region Irak kommt dazu, dass der Konflikt mit Bagdad um die Überweisung der Mittel aus dem Staatshaushalt wieder aufgeflammt ist und die öffentlich Beschäftigten keine Löhne erhalten, was zum Zusammenbruch des öffentlichen Sektors und weiteren Protesten führt. Es gibt Proteste und Demonstrationen von Lehrer*innen, öffentlichen Angestellten, Laden- und Restaurantbesitzer*innen, die sich vor allem gegen ausbleibende Löhne und die Corona-Beschränkungen richten. Häusliche Gewalt an Frauen und Kindern hat massiv zugenommen. In dieser Situation warnt die Kurdische Regionalregierung vor einer Katastrophe und ruft zivilgesellschaftliche Gruppen auf, die Regierung bei der Aufklärung der Bevölkerung zu COVID-19 zu unterstützen: da die Bevölkerung der Regierung nicht mehr traue, brauche man die zivilgesellschaftlichen Stimmen, um sie zur Einhaltung der COVID-19 Vorschriften zu bewegen. In der Germian-Region richtet die Regionalverwaltung Appelle an NROs, sie bei der Aufrechterhaltung der öffentlichenöfftl. Verwaltung zu unterstützen: Eine bizarre Situation und eine Bankrotterklärung der Regierungsinstitutionen.

Aktivitäten von HAUKARI e.V.

Vor dem oben skizzierten Hintergrund haben HAUKARI e.V. und die lokalen Partner*innen das Frauenzentrum KHANZAD und das Team Garmian mit den Jugendkulturzentren Rizgary und Kifri  sich für eine zweigleisige Strategie entschieden: Auf der einen Seite werden öffentliche Institutionen auf lokaler Ebene, wie Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen, die staatlichen Beratungsstellen für Frauen und Familien in Krisensituationen und Geflüchtetencamps, mit Schutzausrüstung gegen COVID-19 ausgestattet und durch Transport- und Infrastrukturhilfen unterstützt, öffentliche Gebäude werden desinfiziert und die Bevölkerung über Transparente, Flugblätter und Plakate in öffentlichen Einrichtungen zu COVID-19 aufgeklärt und zur Einhaltung von Hygieneregeln aufgerufen. Auf der anderen Seite werden über Videoclips, Online-Seminare und -Konferenzen die sozialen und ökonomischen Auswirkungen von COVID-19 thematisiert und die Regierung aufgerufen, Löhne zu zahlen, Hilfspakete zu verabschieden, Grundrechte zu gewährleisten, das Thema Gewalt gegen Frauen zu priorisieren und die Korruption einzudämmen. Wichtige Aspekte sind hierbei auch die Thematisierung gesamtirakischer, regionaler und internationaler Themen und Erfahrungen, um den Blick über die kurdisch-irakische Krise hinaus zu richten.

So soll auf der einen Seite gewährleistet werden, dass öffentliche Gesundheits- und Beratungseinrichtungen trotz Finanzkrise weiter zugänglich sind. Gleichzeitig soll deutlich werden, dass NROs nicht Handlanger der Regierung sind bzw. Regierungsaufgaben übernehmen, sondern der Regierung gegenüber eine „Watch-dog“-Funktion einnehmen, auf Missstände aufmerksam machen und sich Protesten gegen den Abbau von Grundrechten, Korruption und Zensur anschließen. 

Hier die Videos, die im Rahmen der HAUKARI e.V. – Aktivitäten  gedreht wurden:

Spendenbitte

Schnelle und unbürokratische Hilfe in Krisensituationen ist durch projektgebundene Gelder selten abgedeckt. Deswegen sind wir für die Fortführung unserer Arbeit in dieser Form auf Ihre Spenden angewiesen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Spendenseite.