Selbstverständnis

HAUKARI e.V. unterstützt in der Kurdischen Region Irak und der irakischen Provinz Diyala 

  • Projekte zur psychosozialen Beratung, zum Schutz und Empowerment von Frauen, die von politischer, sozialer und/oder geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind. 
  • Projekte zur Unterstützung und Stärkung von Überlebenden politischer Gewalt, insbesondere Frauen, die während der Anfal-Operationen des irakischen Baath-Regimes 1988 schwere Gewalt erlitten haben. 
  • soziale, kulturelle und Bildungsprojekte mit Jugendlichen gegen Perspektivlosigkeit und Radikalisierung und für gesellschaftliche Partizipation und Empowerment junger Menschen. 
  • den Dialog zwischen den verschiedenen ethnischen, religiösen und politischen Fraktionen im Irak.
  • Nothilfeprojekte in akuten Krisensituationen, z.B. aktuell in der Covid-19-Krise. 

Ein Schwerpunkt unserer Projektaktivitäten liegt in der besonders konfliktreichen Region Germian im Süden der Kurdischen Region an der Grenze zu den irakischen Provinzen Salahaddin und Diyala. Bis heute leidet die Region unter den Folgen der während der Anfal-Operationen des irakischen Baath-Regimes 1988 erlittenen Gewalt und Zerstörungen. Mit dem Vormarsch des IS 2014 wurde Germian erneut zur Konfliktregion, hatte Opfer im Kampf gegen den IS zu beklagen und nahm zehntausende Geflüchteter aus den vom IS besetzten zentralirakischen Provinzen auf. Viele leben hier bis heute. Zudem kommt es in der Region immer wieder zu Angriffen von Resten der Terrormiliz „Islamischer Staat“ und Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen bewaffneten Milizen. 

Alle von HAUKARI e.V. unterstützten Projekte werden von lokalen zivilgesellschaftlichen und staatlichen/kommunalen Partner*innen umgesetzt und von lokalen HAUKARI-Mitarbeiter*innen betreut. Alle unsere Partner*innen engagieren sich gegen Gewalt und Fundamentalismus, für die Gleichstellung der Geschlechter, soziale Gerechtigkeit und Frieden und Dialog zwischen den verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen im Irak. Alle Projekte entstehen aus Anfragen und Ideen lokaler Partner*innen und werden mit ihnen zusammen geplant, umgesetzt und ausgewertet. HAUKARI e.V. versteht sich dabei als Mittler*in zwischen lokalen Perspektiven und deutschen und internationalen Spender*innen und Geldgeber*innen. Die gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen HAUKARI e.V. und lokalen Partner*innen sowie die Stärkung  lokaler zivilgesellschaftlich-staatlicher Zusammenarbeit und damit nachhaltiger Strukturen sind wesentliche Ziele unserer Projektpartnerschaften.

HAUKARI e.V.’s lokale Partner*innen sind das soziale und kulturelle Zentrum für Frauen KHANZAD, das Erinnerungsforum Anfal überlebender Frauen in Rizgary und Jugend- und Kulturinitiativen in Kifri, Rizgary und Khanaqin. HAUKARI e.V. arbeitet eng zusammen mit dem Direktorat zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen (DCVAW) der Kurdischen Regionalregierung, staatlichen Zufluchtshäusern des Ministeriums für Arbeit und Soziales (DOLSA) sowie der Regionalverwaltung Germian und den Stadtverwaltungen Kifri, Khanaqin und Rizgary. Unsere Partnerorganisationen sind untereinander vernetzt, unterstützten sich gegenseitig und sind in akuten Krisensituationen in der Lage, gemeinsam schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten.

In Deutschland informiert HAUKARI e.V. über die Situation in Kurdistan und dem Irak, die Arbeit unserer Partner*innen und entwicklungspolitische Themen. Mit Konferenzen und Publikationen beteiligt sich HAUKARI e.V. an der Fachdebatte zu psychosozialer Arbeit in Krisenregionen und der Arbeit mit Geflüchteten in Europa. In der entwicklungspolitischen Debatte setzt sich Haukari e.V. für eine internationale Hilfe ein, die akute Krisenhilfe mit der langfristigen Stärkung lokaler Regierungs- und zivilgesellschaftlicher Strukturen verbindet und ihre Förderung jenseits des konjunkturellen Krisenmanagements an den Bedarfen und Perspektiven lokaler Akteur*innen orientiert. 

Insgesamt engagiert sich HAUKARI e.V. für die Entwicklung internationaler Netzwerke gegen Nationalismen und Fundamentalismen und für soziale und Geschlechtergerechtigkeit – in Europa wie im Globalen Süden. 

HAUKARI e.V. unterstützt die folgenden Aufrufe und Kampagnen: 

Patente töten –  Für die Aufhebung des Patentschutzes auf alle unentbehrlichen Medikamente

Anmerkung zum Begriff “Globaler Süden”:

Mit der Bezeichnung „Globaler Süden“ wird die gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich benachteiligte Position eines Staates in einer globalisierten Welt ausgedrückt. „Globaler Norden“ beschreibt hingegen eine privilegierte Position eines Staates im Kontext des globalen Kapitalismus. 

Die Begrifflichkeiten sollen eine hierarchische Aufstellung von Ländern vermeiden. Ungleichheiten sind keine festen Merkmale von Ländern, sondern koloniale, imperiale Geschichte sowie gegenwärtige soziopolitische und wirtschaftliche Dynamiken bestimmen die Positionierung eines Landes.  

Die Bezeichnung „Globaler Süden“ drückt zwar Widerstand gegenüber wertenden Beschreibungen von Ländern aus, jedoch werden durch die Gruppierung von Ländern unter eine allgemeine Kategorie individuelle (Macht-)Verhältnisse zwischen Ländern und innerhalb von Ländern verdeckt. Zudem sollten wir kritisch fragen: Wer verwendet den Begriff „Globaler Süden“? Und mit welcher Intention? Wird „Globaler Süden“ als Selbstbezeichnung von entsprechenden Ländern genutzt oder verhindert der Begriff viel eher die selbstbestimmte Formulierung von Verhältnissen, Besonderheiten, usw.?

Hier wird deutlich, dass für verschiedene Menschen verschiedene Bedeutungen hervorgerufen werden und wir in einem ständigen Austausch darüber bleiben sollten.